Kuhkomfort: Wichtige Voraussetzung für den Erfolg moderner Milchviehbetriebe

23. Juli 2021

Kuhkomfort ist neben diversen anderen Aspekten der Zucht ein häufig wiederkehrendes Thema in den Betriebsreportagen von HI. Denn je bequemer es eine Kuh in ihrer Lebensumgebung hat, desto größer fällt der genetische Fortschritt in der Praxis aus. Bei der Leistung, aber vor allem auch bei Exterieur und Nutzungsdauer. Genetik und Kuhkomfort können der Verbesserung und Optimierung des Betriebsergebnisses sehr zuträglich sein.(Text: Bert Wesseldijk Fotograf: Han Hopman)

„Garantiert mehr Milch. Garantiert höhere Nutzungsdauer. Garantierte Rendite auf Investitionen.“ Diese Versprechen gibt das dänische Unternehmen Cow-Welfare, das Milchviehbetriebe in 36 Ländern beliefert, auf seiner Webseite. „Wenn ich an Kuhkomfort denke, fallen mir vor allem Dinge wie Fressen, Saufen und Ruhen ein“, sagt Tommy Wollesen von Cow-Welfare, das unter anderem „Flex Stall“ und „Flex Feed“ im Sortiment hat, patentierte flexible Boxenabtrennungen und Fressgitter. Und natürlich „Latex Soft CHY“ Kuhmatratzen. Als wir ihn auf den oben genannten Versprechen auf der Webseite ansprechen, meint Wollesen: „Wenn die Viehhalter unseren Empfehlungen folgen und die Produkte korrekt einbauen, garantieren wir mindestens 4
Liter mehr Milch am Tag und eine längere Nutzungsdauer der Kühe. Und alle unsere Produkte machen sich in weniger als sechs Monaten bezahlt. Wenn man etwas von seinem Geschäft versteht und die Möglichkeit hat, Kühen die besten Bedingungen zu bieten, macht sich das bezahlt. Und zwar schnell.“

Holstein artikel - Spinder
Optimal 

„Kuhkomfort definiert sich für jeden Menschen anders. Wir möchten Produkte auf den Markt bringen, die speziell die Eigenschaften von Weidehaltung imitieren, die ja der Gesundheit von Kühen förderlich ist.“ Das Wort hat Andrew Jenkins vom Unternehmen Promat in Kanada, das Kunden in über 50 Ländern auf allen Kontinenten bedient. „Es ist erwiesen, dass Kühe mithilfe unserer Produkte 12 bis 14 Stunden täglich liegen.“ Promat liefert drei verschiedene Arten von Boxenbelägen, die Jenkins zufolge alle optimalen Kuhkomfort bieten und für jedes Managementsystem geeignet sind. Die „Pasture- Mat“ wurde schon 1991 entwickelt und besteht aus dem weichsten Schaumstoff, der auf dem Markt ist, und einer wasserdichten Deckschicht. Das „PackMat“-System stammt aus dem Jahr 1999 und sollte möglichst in Kombination mit einer Sandeinstreu verwendet werden. „Eine Sandeinstreu bietet einen super Komfort, bereitet den Viehhaltern aber häufig Kopfschmerzen wegen der zusätzlichen Arbeit und der Probleme bei der Entsorgung“, berichtet Jenkins, der mitteilt, dass in Kombination mit der PackMat weniger Sand notwendig ist, der zudem länger in der Box bleibt, so dass trotzdem der Komfort einer Tiefstreu erhalten bleibt. Die „Comfort- Mat“ schließlich hat eine Schaumstofffüllung mit hoher Dichte und eine wasserdichte Deckschicht. Daneben fällt diese Matratze zu einem Ende leicht ab, so dass sie besser zu reinigen ist.

“Sie sind sehr zufrieden!”
2015 baute Familie Styer (Alfalawn Farm) im Westen des US-Bundesstaates Wisconsin einen neuen Stall für 2.200 Holsteins. Dabei spielte Kuhkomfort eine wesentliche Rolle. „Unter Kuhkomfort verstehen wir einen bequemen, großzügig bemessenen Platz zum Liegen, viel Platz zum Fressen und Saufen, frische Luft und saubere Boxen“, sagt Dave Styer. Der Stall von Alfalawn ist mit einer Querlüftung, einer Einstreu aus Sand, der regelmäßig ausgetauscht und zu 98 % recycelt wird, und breiten, sauberen Laufgängen ausgestattet. „Wir haben mehr Fress- und Liegeplätze, so dass die Kühe immer genügend Platz haben, um in Ruhe zu fressen. Auch haben wir Sprinkler in unseren Stall eingebaut, damit die Kühe sich
abkühlen können und wir Hitzestress vermeiden. Und natürlich Kuhbürsten, durch die sie es das ganze Jahr über sauber und bequem haben.“ Diese Investitionen in den Kuhkomfort haben laut Dave zu einer höheren Leistung (durchschnittlich 41 kg pro Kuh und Tag), einer geringeren Zellzahl (80.000), einer besseren Fruchtbarkeit und Nutzungsdauer sowie zu einem angenehmen Arbeitsumfeld für die Mitarbeiter geführt. „Es macht Spaß zu sehen, wie gemütlich es die Kühe im Stall haben. Sie sind sehr zufrieden!“

Zwei-Kammer-System

DCC Waterbeds ist seit über 20 Jahren in Wisconsin (USA) ansässig und beliefert Kunden auf der ganzen Welt. Im Gegensatz zu anderen Matratzen sind die von DCC nicht mit Gummi oder Schaumstoff gefüllt. Hier bietet nämlich Wasser den Komfort. „Der Unterschied ist, dass der Komfort bei anderen Matratzen nach und nach verloren geht, weil der Schaumstoff oder Gummi ermüdet. Wasser hingegen verändert sich nicht“, behauptet Scott Hartwell von DCC. „Das bedeutet, dass unsere Wasserbetten auch langfristig Komfort bieten. Die meisten Betriebe mit Matratzen und Wasserbetten arbeiten mit einer dünnen Einstreu darüber. Bei den DCCWasserbetten braucht die Einstreumenge nicht erhöht zu werden, um die Bequemlichkeit zu erhalten.“ Das Konzept der DCC-Betten leitet sich Hartwell zufolge von den Wasserbetten ab, die in den neunziger Jahren einen großen Boom erlebten. „Unser Gründer und Erfinder der DCCWasserbetten, Dean Throndsen, verkaufte als Erster Wasserbetten in Nordamerika. Seinerzeit war das ein Ein-Kammer-System. Die Erfahrungen zeigten aber, dass Betten mit einer Kammer nicht funktionierten. Wenn eine Kuh auf die Knie ging, wurde das Wasser unter ihr verdrängt, so dass nur noch eine Schicht Gummi zwischen den Knien der Kuh und dem Beton blieb. Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelte Throndsen das Zwei-Kammer-Bett, das noch immer unser Markenzeichen ist.“ Zur Lebensdauer der Wasserbetten sagt Hartwell: „Viele unsere Produkte liegen schon 15 oder 20 Jahre in den Ställen und die Kühe haben es nach wie vor bequem.“ Über die Stärken eines Wasserbetts meint er lachend:„Obwohl wir nicht davon ausgehen, dass die Viehhalter so mit unseren Wasserbetten umgehen, hat ein Mitarbeiter unseres Verkaufsteams einmal mit einer Forke einen Kampf gegen eines unserer Wasserbetten geführt… das Wasserbett hat gewonnen!“

Keine Druckstellen

„Eine andere wichtige Eigenschaft der DCC Wasserbetten ist, dass die 600 oder 700 kg Körperwärme von 37 °C über das Wasser als Kontaktfilm in den Untergrund abgeleitet werden. Das vermeidet Hitzestress und dass die Kuh im Liegen Milch herausdrückt“, sagt Henk van Dijken vom niederländischen Stalleinrichter Spinder, der europaweit (und in Kanada) tätig ist und DCC-Wasserbetten in seinem großen Sortiment führt. „In eine komfortablere und saubere Umgebung für Kühe zu investieren, macht sich immer bezahlt. Beim Tierwohl und bei der Leistung“, schreibt Spinder auf seiner Webseite. Neben Aspekten wie Belüftungskapazität, Wasserversorgung und Zugang zu Raufutter hat vor allem der Liegekomfort Van Dijken zufolge großen Einfluss auf den Kuhkomfort. „Es ist wichtig, dass die Kühe in den 14 Stunden täglich, in denen sie liegen, keine Druckstellen an den Beinen bekommen. Die Gelenke einer Kuh sind mit den Seiten unserer Knie vergleichbar. An der Außenseite des Gelenks ist kein Fleisch, aber dort laufen viele Blutgefäße entlang. Ist der Untergrund zu hart, werden die Gefäße gestaut und es häufen sich Schadstoffe an. Dadurch entstehen Schwellungen, dicke Gelenke.“’ Kühe mit Gelenkschwellungen sind sofort viel weniger mobil, weiß Van Dijken. „Die Bewegung nimmt ab. Und weil die Kühe weniger fressen und saufen, geht auch die Leistung zurück.“ Auf modernen Milchviehbetrieben bekommt Kuhkomfort einen immer größeren Stellenwert. Van Dijken: „In mehr als 45 Jahren Praxis wurden natürlich viele Erfahrungen in Boxenlaufställen gesammelt. Immer neue Entwicklungen haben die Ställe zu dem gemacht, was sie heute sind. Kuhkomfort steht dabei immer höher im Kurs.“

Artikel veröffentlicht von: Holstein International

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